1. Ihr seid häufig reizbar – und das nicht nur bei der Arbeit

Oft sind Burnout-Symptome subtil und vage, wie etwa Nervosität oder Reizbarkeit, erklärt Rebecca Brendel, MD, JD, Präsidentin der American Psychiatric Association: „Wenn Sie eine negative Lebenseinstellung haben – nicht nur in Bezug auf die Arbeit – oder immer eine kurze Zündschnur haben, sind das Anzeichen dafür, dass ein Burnout vorliegen oder bevorstehen könnte“, erklärt sie.

„Sie sollten auch ein Auge darauf haben, wer Sie aus der Fassung bringt“, sagt Kali Cyrus, MD, MPH, Assistenzprofessorin für Psychiatrie an der Johns Hopkins Medicine. „Wenn Ihnen zum Beispiel Ihr:e energiesaugende:r Kollegin oft unter die Haut geht, ist das nicht unbedingt ein Zeichen für Burnout; vielleicht mögen Sie ihn:sie einfach nicht“. Deshalb empfiehlt Dr. Cyrus, „auf eine erhöhte oder anhaltende Reizbarkeit gegenüber Menschen zu achten, die normalerweise keine solche Reaktion hervorrufen“, wie etwa der:die beste Freund:in oder der:die Partner:in.

2. Ihr fühlt euch schon bei kleinen Aufgaben überfordert

„Ein weniger bekanntes Symptom für Burnout ist, dass Sie leicht aus der Haut fahren, wenn Ihr Kind oder ein Familienmitglied Sie um eine kleine Sache bittet. Wenn Sie ausgebrannt sind, sind Sie weniger in der Lage, irgendetwas zu erledigen. Infolgedessen kann sich jede noch so kleine Bitte überwältigend oder sogar unmöglich anfühlen“, erklärt Pooja Lakshmin, MD, Autorin von „Real Self-Care“. „Wenn Ihr Kind also statt dem üblichen Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich und ein Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich und eine Banane verlangt, kann das manchmal schon ausreichen, um jemanden, der kurz vor dem Burnout steht, aus der Fassung zu bringen“, ergänzt Lakshmin.

„Grundsätzlich gilt: Wenn der Grad Ihrer Gereiztheit nicht zur Situation passt und Ihre unverhältnismäßigen Ausbrüche immer häufiger vorkommen, kann das auf Burnout hindeuten“, schließt Lakshmin. „Vielleicht stellen Sie aber auch fest, dass Sie immer mehr Anfragen ablehnen, selbst solche, die Ihnen normalerweise Spaß machen würden, wie einen Kinobesuch oder Abendessen mit Freunden.“

3. Eure Selfcare leidet

„Gelegentlich fühlen Sie sich von den täglichen Aufgaben überfordert, was in unserer schnelllebigen Welt völlig normal ist. Wenn Sie aber viel häufiger als sonst Jogginghosen tragen oder Ihre Küche viel unordentlicher halten als üblich, sollten Sie stärker in sich hineinhören. Denn wenn Sie Ihre üblichen Routinen nicht mehr aufrechterhalten können, die Sie für Ihr Wohlbefinden brauchen, kann ein möglicher Burnout bevorstehen“, sagt Dr. Cyrus.

4. Ihr vergesst ständig Dinge oder neigt zu vermehrter Tollpatschigkeit

Viele Patient:innen, die zu unseren Expert:innen kommen, erzählen, dass sie sich Sorgen machen, an einem Gedächtnisverlust oder Früh-Demenz zu erkranken. Typische Situationen von denen sie berichten, sind, dass sie ein Dokument bei der Arbeit öffnen und vergessen, was sie darin tun wollten. Oder dass sie eine wichtige E-Mail akribisch formuliert haben und am Ende nicht auf Senden klicken und so weiter.

Und tatsächlich belegten verschiedene Studien, dass ein Burnout mit einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses und/oder der exekutiven Funktion einhergehen kann. Das heißt, dass nicht nur Vergesslichkeit ein Früh-Warnzeichen für Burnout sein kann, sondern auch zunehmende Tollpatschigkeit. Wenn ihr also plötzlich am laufenden Band euren Kaffee verschüttet, gegen den Türrahmen lauft oder Ähnliches, kann das ein Zeichen dafür sein, dass euer Körper eure geistige Überforderung aufzeigt.

5. Ihr träumt davon, euren Job hinzuschmeißen

Vorneweg: Natürlich gibt es zahlreiche andere Gründe, sich nach einem Jobwechsel zu sehnen. Und der Wunsch, ein toxisches Arbeitsumfeld zu verlassen, kann sehr valide sein. Wer aber plötzlich davon träumt, von heute auf morgen alles hinzuwerfen, oder gar klassische Aussteiger-Fantasien von einem Eisladen am Strand hat, kann auch an Burnout leiden, wie Eve Bloomgarden, MD, eine zertifizierte Endokrinologin an der NorthShore University HealthSystems erklärt.

Das heißt nicht, dass ihr, wenn ihr mit eurem Job unzufrieden seid, nicht über einen Wechsel nachdenken sollt. Eher, dass der Hang zu schnellem Ausstiegen anzeigt, dass ihr erst einmal bei euch ansetzen sollten, um zu sehen, wie ihr zum Beispiel nach einer längeren Auszeit oder nach einer Therapie zu euren Jobwechsel-Plänen steht.

Bewusste Auszeiten helfen, das eigene Wohlbefinden zu hinterfragen

„Vor allem, wenn die Symptome subtil sind, können sie sich summieren und unentdeckt bleiben“, erklärt Dr. Brendel, „deshalb ist es so wichtig, dass wir Zeit in unsere Routine einplanen, um mit uns selbst und anderen in Kontakt zu treten und unser Wohlbefinden aktiv zu befragen.“

„Konsequente Selbstkontrollen – sei es durch Tagebuchschreiben, Meditation, oder subtile Veränderungen in Ihrem alltäglichen Ablauf – können helfen, Missstände in Ihrer psychischen Gesundheit zu bemerken. Und nur wenn Sie noch merken, wie Sie sich fühlen, können Sie präventive Maßnahmen ergreifen, die Ihnen wieder Auftrieb geben“, wie bei einem Kurz-Trip mit Freund:innen, in der Zusammenarbeit mit einem Therapeuten
oder auch, wenn möglich, durch Rücksprachen mit dem:der Chef:in, um den Arbeitsalltag zu entzerren und so weiter.

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