Fühlen Sie sich manchmal gezwungen, mit etwas weiterzumachen, das Ihnen eigentlich schon lange keinen Spaß mehr macht? Etwas Neues zu lernen zum Beispiel, oder eine alte Freundschaft mehr oder weniger aus Pflichtgefühl aufrechtzuerhalten?

Oft wird Aufgeben als Scheitern angesehen, anstatt als Möglichkeit, in einem anderen Bereich etwas zu erreichen, sagt der Psychoanalytiker Adam Phillips, Autor des Buches «Über das Aufgeben». Wenn wir etwas aufgeben, das uns belastet oder unglücklich macht, schaffen wir Raum für neue, erfüllendere Dinge, die wir stattdessen machen können. Und das kann Phillips zufolge ein befreiender und gesunder Prozess sein.
«Wir werden in dem Glauben erzogen, dass Ausdauer und Entschlossenheit etwas Gutes sind», so Phillips. Und das seien sie auch: «Wenn man Klavier spielen lernen will, darf man nicht einfach aufgeben, wenn es schwierig ist.» Andererseits dürfe und solle man sich ruhig fragen: Will ich wirklich Klavier spielen lernen? Oder mache ich es nur, weil ich halt nicht aufgeben will und quäle mich und rede mir selbst ein, dass ich es schon noch durchziehen werde?
«Genauso könnte es gut sein, Beziehungen oder Interessen aufzugeben, wenn man merkt, dass sie für einen nicht mehr lebendig sind. Aber die Menschen finden das extrem schwierig, weil wir nicht aufgeben sollen», so Phillips im Gespräch mit der US-Nachrichtenseite CNN. Doch im Theater seien die tragischen Helden die, die niemals aufgeben, «und indem sie niemals aufgeben, richten sie nur Chaos an»

